Vom Notruf zu den Einsatzkräften
Wer meldet sich, wenn ich den Feuerwehrnotruf 122 wähle?
Es sind Feuerwehrleute, die rund um die Uhr, 24 Stunden, 365 Tage im Jahr in der Bereichsalarmzentrale St. Pölten Dienst haben und abheben, wenn der Notruf läutet. Hier meldet sich keine Computerstimme am anderen Ende der Leitung, denn gerade in einem Ernstfall ist es wichtig, dass individuell auf jeden Anrufer und jede spezielle Notsituation eingegangen wird, um schnellstmöglich die richtige Hilfe entsenden zu können.
Die Bereichsalarmzentrale St. Pölten ist eine von 12 dauerhaft besetzten Alarmzentralen in Niederösterreich, die 24 Stunden, 365 Tage im Jahr besetzt ist, und ist in der Feuerwehrzentrale St. Pölten untergebracht. Von der BAZ aus, wie die Bereichsalarmzentrale abgekürzt wird, werden die einzelnen Feuerwehren und andere Einsatzorganisationen und Zuständigkeiten alarmiert und die Kräfte koordiniert. Zusätzlich fungiert die BAZ St. Pölten als Ersatz-Landeswarnzentrale für die in Tulln ansässige LWZ.
Die BAZ St. Pölten ist zuständig für die Bezirke St. Pölten-Stadt, St. Pölten-Land und Lilienfeld, und damit für die Sicherheit von rund 223.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In der BAZ stehen drei von einander unabhängige Arbeitsplätze zur Verfügung. Bei Großschadensereignissen kann die BAZ mit acht Personen oder mehr besetzt werden, die unterschiedliche Rollen übernehmen.

Einsatzleitsystem ELKOS
Die BAZ St. Pölten ist für mehr als nur den Notruf zuständig, denn sie ist die Drehscheibe, wo im Ernstfall alle Kommunikationsstricke zusammenlaufen. Der Disponent in der Alarmzentrale verortet den Notfallort punktgenau, über das seit 2022 implementierte Einsatzleitsystem ELKOS (EinsatzLeit- und KOmmunikations-System) werden sofort die richtigen, örtlich und sachlich zuständigen Einsatzmittel alarmiert. Welche Feuerwehr an welchen Einsatzort gerufen wird, entscheidet nicht der Disponent; Im Einsatzleitsystem sind die Zuständigkeiten detailliert für jeden Ort und jedes Meldebild – ob Brand, technischer oder Schadstoff-Einsatz – hinterlegt.
Alarmzentralenverbund
ELKOS bietet jedoch noch viel mehr Vorteile: So sind beispielsweise auch externe Zuständigkeiten und Erreichbarkeiten im System hinterlegt, wie beispielsweise Informationen und Kontaktdaten von den jeweils zuständigen Straßenerhaltern, Behörden und anderen Einsatzorganisationen. Darüber hinaus bietet das System den Vorteil des Leitstellenverbundes, das bedeutet, dass niederösterreichweit alle Feuerwehralarmzentralen vernetzt sind und in demselben System eng zusammenarbeiten. Wenn also ein Disponent mit der Bearbeitung eines Einsatzes beschäftigt ist, muss der nächste Anrufer nicht auf das Freiwerden der Leitung warten, sondern wird automatisch zur nächsten freien Alarmzentrale weitergeleitet, wo der Disponent in einem anderen Bezirk genauso den Einsatz im System erfassen und die zuständigen Kräfte alarmieren und koordinieren kann.
Emergency Eye
Ganz neu ist das System „Emergency Eye“, auf das Disponenten in besonderen Situationen zugreifen können, um sich ein genaueres Bild von der Lage des Notruf-Anrufers machen zu können, als es ein einfaches Telefonat könnte. Nach Rücksprache und mit Zustimmung des Anrufers kann der Disponent über eine Online-Applikation Zugriff auf die Standortdaten und die Smartphone-Kameras des Anrufers erhalten. Dadurch kann er eine unklare Lage besser einschätzen und schneller die richtigen Einsatzmittel entsenden. Das geht aber nicht einfach so, der Anrufer muss dafür einem von dem Calltaker gesendeten Link folgen und die jeweiligen Berechtigungen temporär auf seinem Smartphone erteilen.

Die Technik
Neben der Notrufannahme und Alarmierung der 120 Feuerwehren im Bezirk St. Pölten (Stadt und Land) sowie der 25 Feuerwehren im Bezirk Lilienfeld mittels moderner Kommunikationssysteme bietet die BAZ St. Pölten noch eine Reihe weiterer technischer Features:
- Drei redundant ausgeführte Hauptarbeitsplätze mit einem modernen Voice over IP (VoIP) Kommunikationssystem gewährleisten ein effizientes und komfortables Arbeiten der Disponenten
- Alarmempfangszentrale für rund 800 automatische Brandmeldenlagen in den Bezirken PL und LF, alleine 400 davon im Stadtgebiet St. Pölten
- In Eigenregie entwickelte Haustechniksteuerung basierend auf CANOpen Technologie mit redundanten Linux-Failover Cluster und Windows Touchscreen Visualisierung
- Objektüberwachung mit 23 IP Kameras
- Katastrophenmanagement in zwei Besprechungsräumen mit umfangreichen Kommunikationsmöglichkeiten und Multimedia-Infoscreens
- Ausfallskonzept mit mehrstufiger Rückfallebene
- Krisensicherer unterirdischer Serverraum mit sechs 19“ Serverschränken
- Vom öffentlichen Stromnetz völlig unabhängige Stromversorgung
Die gesamte Programmierung der Haustechnik und der Kameraüberwachung, sowie die Einrichtung und Ausstattung des Serverraumes mit 6 x 19" Schränken erfolgte in Eigenregie durch die beiden Mitglieder Michael Pulker und Rainer Schwarz.
Ticketsystem
Seit kurzem gibt es die Möglichkeit, über das Ticketsystem größere Übungen, Übungen mit Echtfeuer oder Brauchtumsfeuer an die BAZ zu melden. Die Meldung muss rechtzeitig vor dem jeweiligen Termin erfolgen, damit die Information bearbeitet und ins System übernommen werden kann.