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Große Schadstoffübung

24. Juni 2018

Am 18.06.2018, um 18:30 Uhr fand am Areal der ehemaligen Kopalkaserne eine große Schadstoffübung der Stadtfeuerwehr mit Unterstützung der Firma Fischer Entsorgungs- und Transport GmbH statt.

Am 18.06.2018, um 18:30 Uhr fand am Areal der ehemaligen Kopalkaserne eine Übung der Feuerwehr St. Pölten-Stadt mit dem Einsatzschwerpunkt „Austritt von gefährlichen Stoffen“ mit Unterstützung der Firma Fischer Entsorgungs- und Transport GmbH statt. Übungsannahme war, dass ein mit Salpetersäure gefüllter Gefahrgutanhänger aus unbekannter Ursache mehrere Lecks aufwies, aus welchen das transportierte Medium austrat. Beim Freisetzen der Säure entwickelten sich sichtbare Dämpfe.

Durch die Übungsleitung wurden ein Tanklöschfahrzeug sowie wie in Kommandofahrzeug mit dem Einsatzgrund „vermeintlicher Brand eines LKW-Anhängers“ alarmiert. Diese Annahme entstand durch das Auftreten der entstehenden Dämpfe bei der Freisetzung des Mediums.

Bei der Anfahrt wurde das Lagebild geändert und den anrückenden Einsatzkräften mitgeteilt, dass es sich nicht um einen Anhängerbrand, sondern um einen mit Gefahrgut beladenen LKW Anhänger handelte, welcher Leck geschlagen war und aus dem ein unbekanntes Medium entweicht. Weiters wurden die dazu benötigten Spezialkräfte Schadstofffahrzeug - Chemie St. Pölten, der Dekontamination Container und das Transportfahrzeug - Last St. Pölten, sowie das Rüstlöschfahrzeug der FF St. Pölten-Wagram entsandt

Beim Eintreffen des Einsatzleiters erfolgten unverzüglich eine Lageerkundung, sowie eine Lageeinschätzung. Es konnte festgestellt werden, dass es sich bei dem Medium UN  2032 (lt. Gefahrentafel) um Salpetersäure, welche aus dem Anhänger austrat und in das angrenzende Erdreich, bzw. Kanalsystem einzutreten drohte. Ebenso, konnte ca. 10 Meter neben dem Anhänger eine verletzte Person, welche starke Verätzungen im Bereich der Hände, der Brust und des Gesichts aufwies, wahrgenommen werden.

Unverzüglich erfolgte durch den ersten Atemschutztrupp unter Umluft-unabhängigen Atemschutz die Menschenrettung aus der Wirkungszone. Hierbei wurde nach dem Motto „Aufenthalt so kurz als möglich“ gearbeitet. Weiters wurden in erster Linie Auffangwannen unter den Leckagen in Stellung gebracht, um weiteres Eindringen des Mediums in das Erdreich zu verhindern. Zeitgleich erfolgte durch die weiteren Kräfte die Vornahme der Absperrgrenzen, sowie der Aufbau des Brandschutzes, Aufbau eines Hydroschildes zum Eindämmen der austretenden ätzenden Dämpfe, sowie die Verständigungen der Wasserrechtsbehörde, des Magistrates, der Exekutive, des Rettungsdienstes und des Schadstoffberatungsdienstes.

Nach erfolgter Menschenrettung wurde eine Not-Dekontamination des Patienten durchgeführt, bzw. das Leisten von erster Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ausgeübt und simuliert. Anschließend wurden auch die eingesetzten Atemschutzträger einer vorläufigen Dekontamination unterzogen.

Beim Eintreffen der Spezialkräfte kurze Zeit später wurden das notwendige Spezialgerät, sowie sämtliche Abdichtmöglichkeiten für den Anhänger durch die Besatzung des Schadstofffahrzeuges vorbereitet. Ebenso wurde unverzüglich ein Trupp mit Chemikalienbeständigen und gasdichten Schutzanzügen ausgerüstet, um die Lage direkt beim Anhänger zu stabilisieren und die Leckagen abzudichten. Durch die übrigen Feuerwehrmitglieder erfolgte der Aufbau einer professionellen Dekontaminationsstraße für die eingesetzten Schutzanzugträger.

Durch die in der Wirkungszone arbeitenden Einsatzkräfte im Schutzanzug, wurde der dort befindliche Kanal mittels speziell dafür hergestellten „Gulli-Eiern“ abgedichtet, um ein weiteres Eintreten der Säure zu verhindern. Anschließend erfolgte die mühsame Arbeit des Abdichtens der Leckagen mittels Keilen und sonstigen Dichtungsmaterialien.

Zeitgleich konnte durch die Einsatzleitung die Herkunft der Säure mittels TUIS in Erfahrung gebracht werden. Dies ist wichtig, da hier unverzüglich Kontakt mit Experten dieser Firma hergestellt werden kann und man weitere Gefahren, bzw. Abholung und Bergung der Havarie veranlassen kann. Ebenso können hier mögliche benötigte Spezialgeräte angefordert werden.

Nach erfolgreich beendetem Einsatz in der Wirkungszone, begab sich der Schutzanzug Trupp in Richtung der Dekontaminationsstraße. Hier wurde der Trupp durch ein Mitglied der Dekontaminationseinheit in Empfang genommen. Es wurde der Druck der noch vorrätigen Luft kontrolliert und ob einer der Anzüge unwissentlich eine Beschädigung aufweist.

Danach erfolgter das Anschließen der Langschlauchgeräte an die Schutzanzüge, welche die Schutzanzugträger mit externer Luft versorgen und diese nicht mehr aus den mitgeführten, unter dem Anzug getragenen Atemschutzgeräten atmen müssen. Nach einer gründlichen Dekontamination der Schutzanzüge, erfolgte das richtige Ausziehen des Schutzanzuges in der Deko Straße. Hierbei ist es wichtig, den Schutzanzugträger aus dem Anzug zu helfen, ohne dass dieser mit der außenliegenden Schutzanzughaut in Berührung kommt, da es sonst zu einer Kontamination der darunter getragenen Baumwollkleidung und in weiterer Folge zu einer Verschleppung des Mediums im sicheren Bereich kommt.

Dies erfolgte bei jedem Schutzanzugträger einzeln. Die vorläufig dekontaminierten Schutzanzüge werden nach dem Ablegen unverzüglich in einem Chemikalienbeständigen Sack gepackt und luftdicht verschlossen. Die verpackten Schutzanzüge werden anschließend einer chemischen Reinigung und Prüfung unterzogen, damit sie wieder einsatzbereit sind oder im schlechtesten Fall bei zu langer Beaufschlagung des Mediums als nicht mehr einsatztauglich bewertet werden und ausgeschieden werden können.

Anschließend wurde die Übung positiv beendet und es erfolgte eine Evaluierung des Übungsablaufes durch den Übungsleiter, sowie durch die anwesenden Feuerwehrmitglieder.

Das Üben von solchen Szenarien ist für die Mitglieder der sogenannten Schadstoffgruppe, welche immer dann zum Einsatz kommen, wenn durch chemische Stoffe Gefahr für Mensch und Umwelt besteht, lebenswichtig. Sie festigen dadurch ihre Fähigkeiten für den Ernstfall. Gott sei Dank sind solche Einsätze nicht an der Tagesordnung und kommen sehr selten vor.

Ein großer Dank ergeht an die Firma Fischer Entsorgungs- und Transport GmbH aus Wilhelmsburg, welche uns unentgeltlich einen Gefahrgutanhänger zum Üben zur Verfügung stellte. Genau bei solchen Übungen kann die Zusammenarbeit bei zukünftigen Einsätzen mit den transportierenden Firmen gestärkt werden. Wir hoffen, dass uns die Firma Fischer Entsorgungs- und Transport GmbH auch weiterhin so tatkräftig wie in den Jahren 2017 und 2018 unterstützt.

 

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